Zielsetzung Wesenstest
Der Wesenstest für Pferde ist eine einfach und schnell durchzuführende Leistungsprüfung. In wenigen Minuten beurteilt ein erfahrener Richter an nur drei Stationen das Interieurs des Probanden. Da der Test sehr kurz und einfach ist, können Pferde aller Altersstufen ihn absolvieren. Daher ist keine besondere Vorbereitung erforderlich, das Pferd musss nur sicher am Halfter geführt werden können. Das Interieur ist stark genetisch beeinflusst und eng mit der Rittigkeit verknüpft. Daher sind Ergebnisse aus dem Wesenstest für unsere Zuchtpferde züchterisch besonders interessant. Außerdem kann die Ausbildung zielgerichtet erfolgen, wenn man weiß, auf welche Reize das Pferd besonders ängstlich reagiert.
Aufbau und Ablauf Wesenstest für Pferde
Die Pferde passieren zwei Mal einen einfachen Parcours, der ihre Sinne reizt, so dass erfahrene Richter die Reaktion in der ersten Runde beurteilen können. In der zweiten Runde können insbesondere ängstliche Pferde Vertrauen fassen und den Test mit einem positivem Erlebnis verlassen. Die Pferde können geführt oder geritten werden, daher können auch junge Pferde getestet werden. Die Umgebung soll ruhig und ohne Ablenkung sein – deshalb soll Publikum sich möglichst fern sowie ruhig und unauffällig halten.
Der Testaufbau umfasst drei Hindernisse mit unterschiedlichen Reizen:
- statisch optisch – auf dem Boden liegender Regenschirm
- bewegt optisch – Flatterband-Gassen
ca. 2 x 6 m lang mit 2 m Abstand zur Bande, dazwischen ca 4 m Unterbrechung - akustisch – Rappeldose
verdeckt hinter der Bande o. ä.; Rappeln beginnt, wenn Pferd darauf zu geht
Das Bild zeigt Tarka in ängstlicher, aber gut zu kontrollierender Reaktion beim akustischen Reiz.
Ablauf und Aussage des Wesenstest
Der Test beginnt mit dem Einlass, d.h. die Pferde dürfen nicht vorab mit den Situationen vertraut gemacht werden. Der Parcours wird zweimal durchlaufen, wobei nur die Reaktion des Pferdes in der ersten Runde beschrieben wird. Die zweite Runde dient dazu, eventuelle Nervositäten bzw. Spannungen des Pferdes aufzuheben. Das Pferd sollte den Parcours entspannt verlassen.
Die Richter beurteilen die natürliche Veranlagung des Pferdes, nicht den Ausbildungsstand. Eine ausführliche Vorbereitung durch Gewöhnung an die Hindernisse des Tests verfälscht das Testergebnis, den für diesen Test ist die genetische Veranlagung und nicht die Ausbildung des Pferdes interessant. Denn nur die Veranlagung kann vererbt werden und ist daher für die Zucht interessant. Andererseits können die Ergebnisse des Tests gute Hinweise für die weitere Ausbildung der Pferde, insbesondere zum Beispiel für die GHP, Trail oder Working Equitation geben.
Beurteilung im Wesenstest
Die Beschreibung der Reaktionen des Pferdes erfolgt mit Noten nach folgendem Schema:
1 = überängstlich
2 = schreckhaft, ängstlich, dabei kontrollierbar
3 = normales Verhalten, aufmerksam
4 = ausgeglichen, sicher
5 = furchtlos
Das Ergebnis des Wesenstest für Pferde fliesst beim ZSAA in den Zuchtwert „Interieur“ bei der Schätzung von Zuchtwerten ein.
Wesentest-Ergebnisse unserer Pferde
Pferd | bewegt | statisch | akustisch |
---|---|---|---|
Basyl | 5 | 5 | 5 |
Tayo | 5 | 3 | 5 |
Shagil | 3 | 5 | 3 |
Batya | 3 | 5 | 4 |
Khamee | 4 | 4 | 3 |
Thirza | 3 | 3 | 3 |
Tarka | 2 | 2 | 2 |
Thegla | 3 | 3 | 3 |
Tsarin | 2 | 3 | 2 |
Trusty | 4 | 4 | 4 |
Thyra | 3 | 3 | 3 |
Thassia | 3 | 3 | 4 |
Newa AZ | 3 | 4 | 3 |
Wo und wann wird der Test angeboten?
Den Wesenstest für Pferde absolvieren die Hengste beim ZSAA regelmässig als ein Element der Hengstleistungsprüfung. Außerdem wird er oft bei Stuteneintragungen oder Stutenleistungsprüfungen des ZSAA durchgeführt, zum Beispiel mehrfach bei uns auf dem Shagya-Araber Gestüt Mühlen.
Wissenschaftlicher Hintergrund des Wesentest für Pferde
Der Interieurtest (ZSAA – Wesenstest für Pferde) basiert auf einem Testverfahren, das 1998 am Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Justus – Liebig – Universität in Gießen entwickelt wurde. Zuerst untersuchten die Tester die Reaktion unterschiedlicher Pferde auf viele verschiedene Reize. Nach dem umfangreichen Vergleich der Reaktionen ermittelten sie schließlich drei verschiedene Reize, die bei Pferden angstauslösend sind.